Aus medizinischer Sicht gelten erstgebärende Frauen ab 35 Jahren als Spätgebärende und damit als Risikoschwangere. Das heißt jedoch nicht, dass Schwangere ab diesem Alter zwangsläufig mit Komplikationen rechnen müssen. Auch im höheren Alter kann eine Schwangerschaft ganz ohne Probleme verlaufen. Daher gibt es auch aus ärztlicher Sicht keinen Grund, Frauen über 35 generell von einer Schwangerschaft abzuraten.
Zusätzlich zum Alter der werdenden Mutter müssen weitere Faktoren wie der Lebensstil, der allgemeine Gesundheitszustand sowie eventuell bestehende chronische Vorerkrankungen beurteilt werden, um das individuelle Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft abschätzen zu können.
Bei den Vorsorgeuntersuchungen wird verstärkt auf Risikofaktoren geachtet, die im Zusammenhang mit dem Alter der Mutter stehen können. Dazu zählt beispielsweise ein erhöhter Blutzuckerspiegel bzw. Schwangerschaftsdiabetes. Das Risiko für Diabetes steigt mit zunehmendem Lebensalter an, d.h. Spätgebärende entwickeln im Vergleich zu jüngeren schwangeren Frauen häufiger Schwangerschaftsdiabetes. Dieser kann mit unterschiedlichen Komplikationen für Mutter und Kind einhergehen. Mithilfe eines oralen Glukosetoleranztests (oGTT, Zuckerbelastungstest) kann abgeklärt werden, ob die Schwangere an Diabetes erkrankt ist. In Österreich wird der Zuckerbelastungstest in der 25. bis 28. Schwangerschaftswoche im Rahmen der Eltern-Kind-Pass-Untersuchungen kostenlos durchgeführt.
Auch das Risiko für Bluthochdruck bzw. Schwangerschaftsbluthochdruck ist bei werdenden Müttern über 35 Jahren deutlich erhöht. Damit steigt auch das Risiko für Präeklampsie an. Mehr zum Thema: Krankheiten in der Schwangerschaft
Zudem wird die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt auf die Möglichkeit der Pränataldiagnostik hinweisen, da mit zunehmendem Alter der Mutter auch das Risiko steigt, dass das Kind eine Chromosomenanomalie aufweist. Die bekannteste Form ist das Down-Syndrom, auch Trisomie 21 genannt. Ob tatsächlich eine Chromosomenstörung vorliegt, kann jedoch nur eine konkrete Analyse der kindlichen Zellen – zum Beispiel durch eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) – klären.
Infolge des erhöhten Risikos für Chromosomenanomalien steigt auch die Rate an Fehlgeburten (insbesondere in der Frühschwangerschaft) mit zunehmendem Alter der Schwangeren an. Zudem wurden bei älteren Schwangeren häufiger Frühgeburten, Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter (z.B. Eileiterschwangerschaft), Plazentakomplikationen (Plazenta praevia, vorzeitige Plazentalösung) sowie eine höhere Rate an Neugeborenen mit niedrigerem Geburtsgewicht beobachtet. Mehr zum Thema: Geburtskomplikationen